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Reziprokes Lesen – eine kooperative Lesemethode

Im Fachunterricht stellt das Erschließen von verdichteten und stark formalisierten Texten hohe Anforderungen. Hier bietet sich der Einsatz kooperativer Lesemethoden an, da die Schülerinnen und Schüler im Austausch – wechselseitig aufeinander bezogen – die Inhalte besser verstehen und Verständnisprobleme schnell klären können.

Beim reziproken Lesen erarbeiten vier Schülerinnen und Schüler einen Text abschnittweise gemeinsam. Sie übernehmen abwechselnd verschiedene Aufgaben. Auf Rollenkarten (A bis D), die während der Gruppenarbeit am besten für alle sichtbar auf dem Tisch liegen, sind die Aufgaben notiert.

Ablauf

Vorab wird der Text – von der Lehrkraft oder der Vierergruppe – in Abschnitte eingeteilt. Zuerst wird ein Abschnitt von allen leise gelesen. Anschließend wird er arbeitsteilig erarbeitet:

A liest den Abschnitt des Textes vor und stellt den Gruppenmitgliedern anschließend Fragen zum  Inhalt.

B fasst den Inhalt des Abschnitts mündlich kurz zusammen.

C stellt Fragen zu Textstellen und Wörtern, die schwierig sind oder die er/sie nicht verstanden hat. Im gemeinsamen Gespräch werden Verstehenslücken geschlossen. Wenn erforderlich, werden Hilfsquellen benutzt oder wird die Lehrkraft befragt.

D stellt Vermutungen darüber an, wie der Text weitergehen könnte. Die anderen Gruppenmitglieder ergänzen.

Bevor es mit dem nächsten Textabschnitt weitergeht, werden die Rollen gewechselt, zum Beispiel im Uhrzeigersinn. Das Prozedere wiederholt sich so lange, bis der Text vollständig gelesen wurde. Danach verbalisieren die Schülerinnen und Schüler in der Gruppe, worum es im gesamten Text geht. Im Plenum tragen anschließend alle Gruppen die wichtigen Informationen zusammen.

Erfahrungsgemäß ist das reziproke Lesen am ergiebigsten, wenn es in einer Lerngruppe regelmäßig und in verschiedenen Fächern durchgeführt wird. Anfängliche Schwierigkeiten – Unsicherheiten beim Ablauf, Geräuschpegel usw. – nehmen mit zunehmender Routine ab.

Durch die Methode des reziproken Lesens wird sichergestellt, dass alle Schülerinnen und Schüler einer Lerngruppe aktiv am Prozess der Texterschließung beteiligt sind, da jede/jeder für eine Aufgabe verantwortlich ist. Der Austausch in der Gruppe sorgt dafür, dass die für das Verstehen von Texten so wichtige Anschlusskommunikation stattfindet. Nebenbei werden außerdem einige Lesestrategien kooperativ eingeübt, denn die Aufgaben – Vermutungen zum Textinhalt anstellen, Unverstandenes benennen und klären sowie Inhalte zusammenfassen – finden sich auch in den meisten Schülerinstrumenten mit Lesestragie-Sets.

Rollenkarten für das reziproke Lesen – Kopiervorlage 

Tandemlesen

Das Lesen in Tandems ist ein kooperatives Lautleseverfahren, das die Steigerung der Leseflüssigkeit zum Ziel hat. Dabei lesen jeweils ein „besserer“ Leser (= Trainer) und ein „schwächerer“ Leser (= Sportler) einen kurzen Text mehrmals miteinander – der Sportler laut und der Trainer leise – beide synchron. Die „Tandems“ trainieren miteinander, so als wäre Lesen eine Sportart.

Wenn der Sportler keinen Fehler macht, lobt ihn der Trainer. Wenn der Sportler einen Fehler macht, wird er entweder vom Trainer mittels einer leichten Berührung auf der Schulter aufmerksam gemacht und er verbessert selbst seinen Fehler bzw. liest den Satz von vorne.

Ziel ist, dass der Sportler alleine möglichst fehlerfrei einen Text vorlesen kann.

Dann werden die Rollen getauscht.

Derselbe Text sollte mehrere Tage geübt werden.

Hilfreiche Materialien und  Literatur:

  • Andreas Barnieske: In Lautlesetandems die Leseflüssigkeit trainieren. Anleitung, Praxistipps und 40 Lesetexte auf 2 Niveaustufen für Klasse 3/4 Auer Verlag, 2020
  • Annette Weber: 80 kleine Lesetexte für mehr Textverständnis 1 / 2. Auer Verlag, 2020
  • Auch in den Zeitschriften „LUX“ und „JÖ“ (Verlag JUNGÖSTERREICH) finden sich geeignete Textstellen zum Tandemlesen. Diese sind im Lehrerservice ausgewiesen.

Cornelia Rosenbrock u.a: Leseflüssigkeit fördern. Lautleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe; Klett/Kallmeyer, 6. Aufl. 2019

5-Schritte-Lesemethode

Die 5-Schritt-Lesemethode nach H. Klippert

ermöglicht in Teilschritten, wichtigeInformationen eines Sachtextes herauszufinden, den Inhalt eines Textes zu erfassen und zu behalten.

 

1.

 

Den Textüberfliegen

 

In diesem ersten Schritt geht es darum, eine grobe Vorstellungvom Inhalt und vom Aufbaudes Textes zu gewinnen.

Schau vor allem

auf die Überschriften

auf Fettgedrucktes

auf Hervorhebungen

auf die Anfänge einzelner Abschnitte

oder bei BÜCHERN auf das Inhaltsverzeichnis!

 

 

2.

 

Fragen an den Text stellen

 

Im zweiten Abschnitt überlege,

worum es in diesem Text geht.

Auf welche Fragen findest du Antworten?

Schreibe die Fragenauf einen Zettel!

Später kannst du sie in Gedanken klären.

 

 

3.

 

Den Text vertiefend lesen

 

Jetzt erst lies den Text genau durch!

Denke dabei an deine Fragen! – Was willst du wissen?

Mache beim Lesen kleine „Sekundenpausen“, damit man sich das Gelesene besser einprägen kann!

 

 

4.

 

Textinhalte zusammenfassen und wesentliche Punkte im Text markieren

 

Schaue nach jedem Sinnabschnitt kurz auf und überlege dir, was du gelesen hast und ob dir allesklar ist!

Fasse den gelesenen Sinnabschnitt in eigenenWorten zusammen – gedanklich oder schriftlich!

Tipp: Wenn möglich, sprich dabei halblaut vor dich hin!

 

 

5.

 

Das Wichtige wiederholen

 

Zum Schluss liest du nochmals die notiertenAussagen und Informationen des Textes!

Sind die anfangs gestellten Fragenbeantwortet?

Wiederhole in Gedanken oder schriftlich!

Halte deinem Partner einen Vortrag!

 

 

Lesetheater

Beim Lesetheater werden Texte, ohne dass diese auswendig gelernt werden müssen, von Schülerinnen und Schüler vorgetragen. Die Kinder üben spielerisch das sinnerfassende und laute Lesen. Das Lesetheater kann in der Volksschule ab der 2. Klasse (mit Einschränkungen schon ab Ende der 1. Klasse VS) und in der Mittelschule in den Unterricht eingebaut werden und ist auch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eine gute Methode, um deren Sprachkompetenz zu verbessern. Natürlich können die erarbeiteten Texte auch im Rahmen einer Vorführung präsentiert werden.

Weitere Informationen und Leseproben unter: http://www.mopkaratz.com/lesetheater/